5.9.07

italiano

heute habe ich mir die zeit genommen um einen ganzen haufen bilder hochzuladen. meine zeit hier geht langsam aber sicher dem ende zu und ich stelle fest, dass ich hier viel weniger schreibe als ich urspruenglich vorhatte. da ich aber trotzdem noch einiges erzaehlen will und dies nicht mehr in mehrere einzelne eintraege aufteilen kann, wird das jetzt wohl ein monstereintrag... ich werde versuchen, das ganze so gut als moeglich mit bildern aufzulockern.

urspruenglich plante ich, drei monate lang in der brauerei zu arbeiten und anschliessend zwei bis drei wochen auf eigene faust das land zu erkunden. aufgrund der aktuellen politischen situation jedoch habe ich mich im einvernehmen mit der brauerei dazu entschieden, bis anfang naechster woche zu arbeiten. in der nacht vom donnerstag auf freitag fliege ich zurueck.
meine beiden grossen projekte mit fueller und ettikettiermaschine habe ich abgeschlossen. seit zwei wochen schreibe ich tutorials und bereite praesentationen und lektionen vor, um einzelne personen sowie gruppen vorallem aus dem management in diversen computerspezifischen themen zu unterrichten: praesentationstechnik, office-anwendungen, programmieren, effizienzsteigerung im und mit dem internet. der job macht mir richtig spass, und das feedback ist super.


fruechte findet man inzwischen ueberhaupt nicht mehr auf der strasse. das einzige was es noch gibt sind gurken und erdnuesse. allerdings habe ich inzwischen die ueber der kohle gegrillten maiskolben und cassavaknollen entdeckt, eine wirklich willkommene abwechslung zu reis und fisch. ich kann den fisch inzwischen kaum mehr riechen... ich esse zwar alles, bin aber richtig gluecklich und dankbar, wenn es ausnahmsweise mal keinen fisch im essen hat.

letzte woche hiess es am dienstag, dass ich am mittwoch mit nach bumbuna koenne, um den damm und das kraftwerk anzusehen. die studenten die bei der slra (sierra leone roads authority) arbeiten, lernten auf den strassenbaustellen einige leute der salini costruttori kennen. dieselbe italienische baufirma, die auch fuer den damm und das kraftwerk in bumbuna zustaendig ist.
ich war natuerlich gluecklich darueber, dorthin mitfahren zu koennen. das erste mal in bumbuna war nicht schlecht, die wasserfaelle sind imposant, aber als ingenieur bin ich doch auch sehr am kraftwerk interessiert.
wir kamen puenktlich zur mittagszeit dort an, wurden auch prompt zum essen in die kantine eingeladen. pasta, das erste mal seit drei monaten, und ein salatbuffet. mann, war das herrlich! nach dem essen gab's in der lounge einen echten espresso, die haben dort ein kleines stueck italien eingerichtet...
wir sahen uns den damm an, besichtigten die turbinen und generatoren. man hat nicht jeden tag die chance, ein fast vervollstaendigtes wasserkraftwerk zu sehen. das bemerkenswerte ist, dass dieses wasserkraftwerk seit gut 30 jahren im bau ist. von geldmangel und buergerkrieg geplagt, sollte es das naechste jahr in betrieb genommen werden. es war auf jeden fall sehr spannend, die alten machbarkeitsstudien und plaene zu studieren.
wir wollten uns das auch auf keinen fall entgehen lassen und blieben laenger als urspruenglich geplant dort. die gaestezimmer hatten elektrisches licht und klimaanlage, waren sogar mit warmwasser ausgestattet. das abendessen war wunderbar, an der bar gab's espresso und grappa. dazu kommt der ganz angenehme italienische akzent im englischen, wir verbrachten eine wirklich gute zeit in bumbuna. (man stelle sich bitteschoen den satz "too much party!" von einem italiener ausgesprochen vor...)

am freitag flog steve als erster wieder zurueck nach europa, es war auch der erste sonnige tag seit langem. seither spuert man, dass die regenzeit langsam dem ende zugeht. es zeigt sich vorallem in den flecken blauen himmels, die man zwischen den regenschauern ab und zu sehen kann...

so auch am sonntag: der morgen war wunderschoen, der ganze himmel blau und die sonne brannte schon in den fruehen stunden heiss hernieder. wir fuhren nach kent, im sueden der freetown-halbinsel, um von dort zur banana island ueberzusetzen. kaum auf der insel angekommen, brach der himmel ueber uns zusammen. zu fuenft hatten wir 3 regenschirme dabei, jedoch nuetzten auch die nicht viel bei diesen wassermassen...
die insel selbst ist in der trockenzeit wohl ganz schoen. jetzt aber sind die straende voellig verdreckt, und es gibt auch nicht viel zu sehen. immerhin war es ein abenteuer fuer sich, in flip-flops durch den dichten dschungel zu wandern.

die naechsten paar tage wird wohl keiner von uns arbeiten, die zweite wahlrunde steht dieses wochenende an. nach den unruhen am wochenende im zentrum von freetown werden wir uns von dort fernhalten und die zeit so gut wie moeglich im westen der stadt, an den straenden, verbringen.

27.8.07

diamonds, diamonds!

sierra leone hat wunderbare tropische straende, am liebsten wuerde ich jeden abend den sonnenuntergang unter palmen geniessen koennen... das problem liegt einfach darin, dass all diese straende kaum erreichbar sind. ohne verfuegbaren jeep laesst sich da gar nichts machen.
lakka beach ist von freetown aus innerhalb einer stunde mit poda-podas erreichbar. die strasse ist aeusserst schlecht instande, die reise eine tortur. dies ist jedoch schnell vergessen, liegt man erst einmal am strand.
zudem haben wir es bisher drei mal zum strand am river no.2 und einmal nach kent geschafft. river no.2 ist definitiv mein lieblingsstrand hier, sobald wir wieder einen jeep organisieren koennen geht's wieder dorthin.

das letzte wochenende haette ein ausflug zur sierra rutile mining company stattfinden sollen. wir waren am donnerstag abend alle dazu bereit, am freitag in aller fruehe abzufahren, als uns die nachricht erreichte, dass wir doch nicht gehen koennen. james hat wieder alles in letzter sekunde zu arrangieren versucht (nachdem er uns vorher mehrmals versichert hatte, dass alles in ordnung sei und wir am freitag morgen gehen koennen), was natuerlich wie ueblich nicht geklappt hat. wir haben uns kurzerhand entschlossen, am freitag morgen einfach mit dem bus nach bo (der zweitgroessten stadt und hauptstadt der suedlichen provinzen) zu fahren.
keiner von uns haette das gedacht, aber die reise war ein voller erfolg, der weitaus beste ausflug bisher!

am freitag morgen mussten wir nach 3uhr aus den federn, damit wir an der busstation sicher tickets kaufen konnten. um 4 waren wir dort, warteten in der schlange bis um 6 der verkauf losging, und konnten um 7 dann endlich richtung bo losfahren.
mann, was bin ich froh, dass wir diese reise nicht in einem poda-poda unternahmen. ein teil der strasse ist ganz ok, aber der groesste teil davon waere in der schweiz gerade mal als enduro-rennstrecke freigegeben. hierzulande ist es die einzige verbindungsstrecke der beiden groessten staedte im land... sieben ganze stunden dauerte es, bis wir in bo ankamen.
dort wurden wir direkt von michael abgeholt. michael ist ein cousin der familie, bei der steve, matej und david untergebracht sind. er hat sie schon lange gefragt, ob wir mal nach bo kommen und war happy, uns seine stadt zeigen zu koennen. urspruenglich wollte er uns einen jeep zur verfuegung stellen (was in und um bo auch noetig ist), allerdings war es dann schlussendlich nur ein normales auto. ich denke, ich kann jetzt wirklich auto fahren :-)
freitag nachmittag fuhren wir kreuz und quer durch bo, um die stadt richtig kennenzulernen. michael selbst ist im diamantenbuisness, und so hatten wir die gelegenheit, in einem der zahlreichen "diamond offices" eine handvoll rohdiamanten zu sehen. ein gesichertes buero, ein riesiger safe, und darin ein gefaltetes papierchen mit ein paar glitzernden steinchen.
wir kreuzten auch bei der polizei und der diamantenbehoerde auf, um uns anzumelden und damit michael keine probleme kriegt. es war fuer ihn wichtig zu sagen, dass wir studenten sind und nicht zum diamantenkauf nach bo kamen. abgesehen von den strassen gefaellt mir die stadt, sie ist einiges freundlicher als freetown, und ist im gegensatz zur hauptstadt elektrifiziert.

am samstag morgen sahen wir eine diamantenmine. es ist schon interessant zu sehen, wie hier mitten im dschungel die erde in ein paar pfuetzen gewaschen wird... war auf jeden fall eine wunderbare erfahrung.

16.8.07

alles ruhig

die situation hier ist ziemlich angespannt, aber dennoch ruhig. wir haben freetown noch nie von so einer ruhigen und schoenen seite gesehen wie am wahlsamstag. es war herrlich, fuer einmal unbelaestigt und friedlich durch das zentrum von freetown spazieren zu koennen.

rechts gibt es neu einen link zu den vorlauefigen wahlresultaten. mehr will ich an dieser stelle nicht dazu schreiben. die informationen sind alle auf jener seite verfuegbar, alternativ gebe ich per email mehr auskunft.

7.8.07

upcoming elections

for once i want to write in english. the reason being, first i know there are a lot of people out there that would like to read this blog but don't understand german, and second i want to write about the upcoming elections now which will be of interest to even more people.

it's a strange situation here. normally the people don't talk about the civil war any more. it's over and done, and they prefer to look forward and make the best out of the situation. in some quiet moments one might tell his or her experiences during the war, but it never has the feel of them unloading a heavy burden. it is just the telling of a story, without boasting or looking for compassion.
now people remember. all of them have seen enough violence, and no one will support any kind of it. but the potential is still there, and this is why people get afraid. i can feel it all around me...
it is only presidential elections, but it is the first time that sierra leone has democratic elections since the war. so people don't know what to expect, and especially the wealthy ones fear what might happen. some left the country. some will barricade themselves behind thick walls. some will go out and cheer for their preferred candidate. and some just won't bother about the whole thing.
we students were advised not to go out on the election day. or at least that's what most people tell us. some people would like to take me to the polling offices on saturday so i can see with my own eyes what is happening. probably we will stay at home, play games and drink the free beer i get from the brewery all day, but then we still might get out and have a look. we will see.

in the brewery i cannot feel much change this week. for the students at slra this is quite different: they are not going to work from today (tuesday) until thursday. on these three days there are the final rallies for the three biggest parties in the streets of freetown. today it is pmdc (people's move for democratic change) with their presidential candidate charles margai under their orange banner, tomorrow the red apc (all people's congress) with ernest bai koroma, on thursday the green and leading slpp (sierra leone people's party) with solomon berewa.
especially tomorrow and on thursday, there will be much commotion on the streets of freetown. i don't really know what to make of it and although i would like to see some of it i think it will be better if i just stay away of it all. likewise, when people ask me which my preferred candidate is, i usually say that i am neutral. in the end, this is probably the best way to stay alive and healthy...

in the end, i can only say that i hope for peaceful elections. i really think there won't be any violence going on on the elections day, but then one never knows. but what i really wonder at is what will happen when the results are made public. i hope for the sake of this country, that the losing parties will accept the result and the winner will play fair with the others.

6.8.07

bumbuna & no. 2

so sollte es sein! ein richtig gelungenes wochenende mit vielen neuen eindruecken und erlebnissen. am samstag morgen nach 8 ging's los in richtung makeni, der hauptstadt der noerdlichen provinzen. david war leider nicht dabei, da er am wochenende in 'mile 91' fuer die slra arbeitete, dafuer kam james (derselbe name, aber ein komplett anderer typ :-) als fahrer mit uns mit.

es war richtig schoen, endlich mal etwas anderes als freetown zu sehen. keine wellblechhuetten mehr, dafuer haeuser (oder eben doch huetten) aus lehm und palmblaettern. reisfelder, mit sich darin spiegelnden palmen. eine gruene landschaft, soweit das auge reicht.

von makeni aus ging es ohne halt weiter nach magburaka und von dort nach bumbuna. die strasse von freetown nach makeni ist eine der besten im ganzen land. die strasse von magburaka nach bumbuna damit zu vergleichen waere sinnlos... dreck, schlagloecher, kurz: ideales terrain fuer einen jeep.
in bumbuna mussten wir zuerst mal den chief des dorfes sehen. es ging entgegen meiner erwartungen ohne grosse rituale vonstatten, involvierte aber ziemlich viel haendeschuetteln. er teilte uns mit, dass wir ohne vorherige benachrichtigung den damm und die baustelle des kraftwerks (baubeginn war vor 30 jahren...) leider nicht besichtigen koennen. verstaendlich, wuerde in europa wahrscheinlich nicht anders laufen, mit der ausnahme, dass es nicht der dorfhaeuptling ist, der einem diese information gibt.
wir mussten uns mit den wasserfaellen in bumbuna zufrieden geben. kein problem, sie sind den besuch wirklich wert, und es ist nur schon ein erlebnis, dorthin zu kommen. das auto mussten wir kurz nach dem dorf stehen lassen. der weg fuehrte durch einen bach, der jetzt in der regenzeit zu tief fuer unseren jeep war. wir wateten also durch den bach (bilharziose ahoi!) und wanderten auf der anderen seite in flip-flops durch den regenwald bis zu den wasserfaellen. begleitet wurden wir dabei von einer horde kinder...

auf dem rueckweg bin ich gefahren. macht richtig spass, auf diesen strassen, es ist etwas ganz anderes als auf unseren perfekten autobahnen. in makeni haben wir uns ein hotel gesucht, anschliessend in einem restaurant gut gegessen. es war herrlich, ich hatte einen gemueseteller. oder zumindest, was hier als gemueseteller durchgeht; in europa haette ich darueber den kopf geschuettelt. ein gericht aus kartoffeln, bohnen, salat und mayonnaise (alles zusammen gekocht), mit kochbananen garniert.
nebenan waren zwei weisse typen, die einen fussballmatch am tv schauten. es dauerte eine weile, bis ich realisierte, dass die tatsaechlich schweizerdeutsch sprechen. sie waren mindestens so erstaunt wie ich, an diesem ort einen schweizer zu treffen... wahrscheinlich sehen wir uns wieder, wenn entweder einer von ihnen nach freetown kommt oder ich am ende meiner zeit hier nochmals nach makeni gehe, auf jeden fall aber auch in der schweiz.
spaeter am abend fuhren wir in einen club. selbst haetten wir den weg nie gefunden, gluecklicherweise wurden wir von der polizei dorthin eskortiert. ein pickup voll mit halbbetrunkenen polizisten, ich erwartete die ganze zeit nur darauf, dass sie uns ueberfallen und ausrauben... war richtig froh, als nach all den dunklen dreckwegen dann doch noch dieser club vor uns auftauchte. der club allerdings war wohl der schlechteste, den ich je sah. fuer live-konzerte waere der ort nicht schlecht. als disco aber ist er schlicht ungeeignet. ausserdem war die musik bis zum anschlag aufgedreht, sodass man sich nicht mal mehr mit schreien verstaendigen konnte... aber witzig war es allemal.

am sonntag entschieden wir uns im hinblick auf den regen, keines der naturreservate, die ich herausgesucht hatte zu besuchen. stattdessen fuhren wir zurueck zur freetown-halbinsel zum strand von river no.2. es war herrliches wetter am strand, der ohne weiteres zu den schoensten gehoert, die ich je gesehen habe. baden im meer und an der sonne...
ein paar amerikaner von einer ngo hatten sogar zwei bodyboards dabei. sie liehen sie uns fuer eine halbe stunde aus, genug um ein paar wellen zu surfen. das war das tuepfelchen auf dem i an diesem wochenende...

ein weiteres spezielles erlebnis hatte ich am abend, als ich den wagen zurueck brachte. weit ist es nicht, 5 minuten mit dem auto. trotzdem schaffte ich es, auf dieser kurzen distanz in einen hold-up zu geraten. ein polizist winkte mich an den rand und hielt mich an: "hello friend. i don't make you any problems. and i know you don't want to have any problems. but, you see, i want to buy a drink..."
ich hatte zu dieser zeit weder pass noch fahrausweis bei mir, wir hatten alles zu hause abgeladen. ich gab dem cop 5000 leones, er war zufrieden und ich um eine erfahrung reicher.

2.8.07

sicherheitsschuhe

um es vorweg zu nehmen: wir haben noch immer nichts von den provinzen gesehen. leere versprechen und ein schlechtes organisationstalent werden uns auch nie dorthin bringen...
als wir letzten samstag morgen an der busstation ankamen, waren die tickets schon laengst ausverkauft und wir standen buchstaeblich im regen. wir entschieden uns in der folge fuer einen gemuetlichen pokermorgen und ein alkoholisiertes abendprogramm im paddy's. richtig schoen, wenn mal etwas genau so durchgefuehrt wird, wie es geplant wurde.

am sonntag nachmittag unternahmen wir einen ausflug zum tacugama chimpanzee sanctuary. ich war zwar schon einmal dort, und mit 30'000 leones fuer auslaender ist der eintritt auch nicht gerade billig, aber den preis doch allemal wert. auch den anderen hat dieser ausflug gefallen, und der chef hoechstpersoenlich hat uns waehrend der fuetterung alle unsere fragen beantwortet...
unter anderem auch, was denn aus dem armen kerl geworden sei, den ich nach meinem ersten besuch im sanctuary halbtot auf der strasse aufgefunden habe. er hat es ueberlebt, wurde im spital wieder zusammengeflickt und konnte zudem auch den taeter identifizieren. es ging mir richtig gut, nachdem ich diese neuigkeiten hoerte.

gute news kommen scheinbar nicht alleine: gestern habe ich in der brauerei gefragt, wo ich am besten sicherheitsschuhe kaufen koenne (ok, ich haette eigentlich schon ganz am anfang fragen sollen...). "sicherheitsschuhe? geh mal in der personalabteilung fragen." klopfe also dort an, werde in eine abstellkammer gebracht, kann dort schuhe anprobieren und anschliessend irgendwo auf einem zettel meine unterschrift hinkritzeln. einfach perfekt! die schuhe sind gut einen ganzen monatslohn wert...

ausserdem habe ich es in den letzten tagen geschafft, ein auto fuer uns iaeste-studenten zu organisieren. wir werden dieses wochenende definitiv zum ersten mal in die provinzen fahren. auf eigene faust, nach unserem plan, und ohne irgendwelche bloediane die uns wieder das ganze vermasseln koennten.

27.7.07

frische erdnuesse

nicht gerade mangos oder mit sonstigen fruechten zu vergleichen, aber trotzdem liebe ich sie: die gekochten erdnuesse. viel, viel besser als die geroesteten, die in der schweiz erhaeltlich sind. verkauft werden sie ueberall, an jeder strassenecke. fuer 1 oder 2 bloc, groessere portionen auch fuer 5 bloc, also 20 rappen...

letzten sonntag konnten wir uebrigens eine weitere lokale spezialitaet ausprobieren: den palmwein. ein wahrhaft grauenhaftes getraenk. vielleicht muss man sich auch einfach an den geschmack gewoehnen, aber auch dann ist der fusel noch sauer. aber immerhin, billig ist er. bei rund 15 rappen pro liter duerfte man eigentlich nicht klagen.

das auto koennen wir jetzt definitiv nicht benutzen. ziemlich aergerlich... wahrscheinlich werden wir dieses wochenende trotzdem in den sueden nach bo fahren, halt einfach etwas unbequem mit den 'oeffentlichen verkehrsmitteln'. wie wir vor ort herumkommen sollen, weiss ich allerdings nicht.

24.7.07

opoto opoto

schreibblockade. etwas anderes kann es nicht sein. es gibt genug, worueber ich schreiben koennte, genug ereignisse und eindruecke ueber die zu berichten lohnend ist. trotzdem, ich habe muehe irgendwas in diese tastatur zu tippen...

ein iaeste-praktikum beschraenkt sich ja nicht nur auf die arbeit. die idee hinter einem solchen praktikum ist, dass die austauschstudenten auch moeglichst viel von der kultur und dem leben im land mitkriegen. von da her kann ich mich ueberhaupt nicht beklagen. mir gefaellt das land, ich erfahre die kultur, sehe wie sich das leben in den strassen abspielt und verbringe eine gute zeit hier in sierra leone. ich weiss auch, dass ich auch in zukunft gerne an diese zeit hier zurueckdenken werde.
dennoch...
seit ich hier bin wurde mir versprochen, dass es ausfluege in die provinzen geben wird. "wenn die anderen studenten angekommen sind, im juli." seit wochen werde ich hingehalten... es ist wohl etwas, an das ich mich nie gewoehnen werden kann: hier werden versprechen gemacht, auch wenn keinerlei aussicht darauf besteht, dass sie je eingehalten werden koennen. man redet lieber stundenlang (und ich meine stundenlang!) um den brei rum, als direkt auf den punkt zu kommen und ehrlich zu sagen, was man sagen will. es kann wirklich muehsam sein...

letztes wochenende haette es in die suedlichen provinzen nach bo und kenema gehen sollen. aber ohne auto keine reise... mit sehr viel glueck sehen wir vielleicht das naechste wochenende etwas mehr vom land.
damit wir doch wenigstens mal von der freetown-halbinsel weg kommen, wurde fuer sonntag ein ausflug nach bunce island organisiert. bunce island ist eine winzige insel nordoestlich von freetown, ein frueheres handelszentrum fuer sklaven- und kolonialwarenhaendler.
von freetown aus fuhren wir per pampa via tagrin (wo die faehre richtung flughafen haelt) nach pepel. pepel ist ein dorf in mitten von mangrovensuempfen, und war bis vor 30 jahren der hafen/umschlagplatz fuer eisen- und aluminiumerz in sierra leone. nachdem der hafen geschlossen wurde, versank pepel nahezu in die bedeutungslosigkeit. der reaktion der kinder im ort nach zu schliessen kommen dort auf jeden fall nicht viele weisse leute vorbei. 'opoto opoto' allenthalben... bedeutet mal wieder so viel wie 'white man, white man'. auch wenn wir kamen, um zu sehen, waren wir selbst die grosse attraktion des tages.
von pepel aus wurden wir fuer 5000 leones pro person mit einem kanu zur nahen bunce insel gepaddelt. die insel ist als erstes nationales monument von sierra leone geschuetzt, man findet darauf die ruinen des ehemaligen forts, ein paar britische kanonen und ein paar graeber von sklavenhaendlern und -kapitaenen.
auf dem weg zurueck sollten wir fuer die pampa von pepel nach tagrin 250'000 leones zahlen. mal abgesehen davon, dass das hier schon ein guter monatslohn ist, hatten wir zu sechst nicht mal annaehernd so viel geld bei uns. es blieb uns nichts anderes uebrig, als ein paar motorraeder (eine fuer autos passierbare strasse gibt es dort nicht, die erze wurden frueher per eisenbahn befoerdert) zu chartern. auch wenn es einige unannehmlichkeiten und einen weg von knapp 50 kilometern mit sich brachte, es war die sache wert! wir hatten zwar nicht mehr viel tageslicht und mussten schon bald im dunkeln fahren, aber wir sahen trotzdem wenigstens ein bisschen etwas von den noerdlichen provinzen.
beim absteigen allerdings habe ich mir mein bein am ungeschuetzten auspuff verbrannt. es ist die schlimmste brandwunde, die ich je hatte, und wahrscheinlich werde ich an meiner wade eine narbe davontragen. aber immerhin hat die brauerei eine eigene kleine klinik, wo ich gut behandelt werde. ich hoffe jetzt einfach, dass die wunde moeglichst schnell heilt.
als wir am sonntag abend dann endlich in tagrin ankamen, war die letzte faehre schon weg. zudem erlaubte die polizei keine pampas oder schnellboote mehr, sodass wir ueber nacht in tagrin bleiben mussten. wir arrangierten einen preis von 10'000 leones fuer zwei zimmer, durch zufall war es genau dasselbe zimmer und bett, in dem ich auch meine erste nacht in sierra leone verbrachte.
morgens um acht dann mit der ersten faehre zurueck nach freetown, wo ich zuerst direkt in die brauerei ging, um mich verarzten zu lassen, bevor ich mich fuer den rest des tages abmeldete und mich zuhause ausruhte.

13.7.07

bmt

die offizielle zeit hier ist soweit ich weiss gmt+0, also dieselbe wie in england. in wirklichkeit sind wir aber eine stunde dahinter, somit also zwei stunden differenz zum europaeischen festland. im alltag wird die zeit jedoch nicht in gmt, sondern in bmt gemessen. das kann zum teil anoeden, unter umstaenden aber auch zu ganz interessanten erlebnissen fuehren. bmt bedeutet soviel wie 'black man time'.

letzten freitag konnte ich die bmt richtig schoen erfahren, als wir steven am flughafen abholten. um zum flughafen in lungi zu gelangen, muss man die faehre von kissy (stadtteil von freetown) nach tagrin nehmen. bis vor kurzem war auch noch der helikoptertransport moeglich, nach dem inferno vor ein paar wochen bleiben die helis jedoch auf dem boden. ueber eine stunde habe ich am kissy terminal auf die beiden anderen studenten gewartet, die mit mir an den flughafen kamen. als sie dann endlich auftauchten, war die faehre schon eine weile weg... im moment ist nur eine von zwei faehren in betrieb, wir konnten nicht auf ihre rueckkehr warten.
die alternative war eine pampa. dies ist ein holzboot, lang und schmal und wackelig, das wohl gegen die 80 leute aufs mal transportiert. die beiden studenten hatten richtig angst davor, und auch den meisten leuten im boot war es nicht wohl. ich hatte meinen spass an der sache, bin einerseits an boote gewoehnt und kann im gegensatz zu den meisten afrikanern schwimmen.
unterwegs begegneten wir einer weiteren stehengebliebenen pampa in gegenrichtung. die schifffuehrer hatten zuwenig benzin dabei und mussten von unserem boot borgen. war witzig, wie sich die leute im boot alle aufgeregt hatten... am anderen ufer schlussendlich wurden wir alle an land getragen, fotos davon gibt's spaeter...

12.7.07

mangosaison ade

die mangosaison ist definitiv vorbei. mangos sind zwar noch immer erhaeltlich, man bezahlt aber wesentlich mehr fuer weniger suesse fruechte... schade. ab und zu gibt es aber immer noch mango fuer mich, oder auch ananas oder papaya. die sind zwar auch nicht gerade guenstig, aber den preis allemal wert :-)

james ist so grosszuegig, uns ein auto fuer die ausfluege in die provinzen zur verfuegung zu stellen. zur zeit steht der 4wd-isuzu noch irgendwo am hafen rum, aber ich hoffe schwer, dass wir das auto schon dieses wochenende benuetzen koennen. ich bin nun schon ueber 1.5 monaten hier und habe noch immer nicht viel von der freetown-halbinsel, geschweige denn dem festland gesehen.

11.7.07

parteisache

mann, es dauert ewig, bis hier eine seite geladen ist (wenn sie denn ueberhaupt laedt, meist meldet der proxy einen timeout). ich hoffe jetzt einfach, dass ich das, was ich jetzt schreibe, auch raufladen kann...

seit montag sind wir vier studenten hier in sierra leone. nebst der schweiz und der tschechischen republik sind jetzt mit steve und matej auch noch schottland und slovenien vertreten. das wochenende habe ich mehr oder weniger mit steve verbracht (unter anderem holperpiste nach lakka -> er arbeitet bei der 'sierra leone roads authorities'), matej habe ich gestern abend kennengelernt. zwei tolle typen, wir werden eine menge spass haben in den kommenden wochen...

die arbeit geht voran, diese woche ist jeden tag ein intensivtraining fuer die fuellanlage mit den arbeitern angesagt, die naechste woche ebenso fuer die zweite schicht. diese woche war bisher onehin sehr erfolgreich... mal wieder ein paar viren gejagt; heute angefangen, die bude auszumisten und zu reinigen (das heisst, ich gebe die kommandos), ausserdem mit einem neuen pojekt (ettikettiermaschine, mehr infos kommen spaeter) begonnen.

das live earth konzert wurde abgesagt, weil die parteien zur zeit die strassen erfolgreich verstopfen. diese partei hier, jene da, und in genau einem monat wird es hoch her gehen. ich hoffe einfach mal, dass es in unserem quartier ruhig bleiben wird; arbeiten werde ich am tag der wahl wohl kaum. heute sind die strassen uebrigens rot... mal sehen, wie lange ich fuer den heimweg brauche.

4.7.07

live earth house party

bei der arbeit bin ich mein projekt (die aufstartzeit des fuellers zu reduzieren und die arbeit zu optimieren) langsam aber sicher am abschliessen. ich frage schon die ganze woche herum, was ich als naechstes machen kann... ein paar optionen scheinen da zu sein.

ein paar leser haben vielleicht schon den banner ganz unten gesehen. irgendwo haengt auch noch ein zweites logo, mit dem direkten link zu avaaz.org. da mir diese organisation wichtig genug ist, kommt nun noch ein link in der liste dazu.
am samstag, 7. juli, finden die live earth concerts statt. nebst den offiziellen konzerten werden weltweit auch viele weitere parties organisiert, so auch eine in freetown. womit mein programm fuer samstag feststeht.
uebrigens: allein in der deutschschweiz finden 5 live earth parties statt. also nichts wie hin...

neue fotos gibt's, sobald ich wieder eine anstaendige verbindung zur verfuegung habe.

2.7.07

eisenbahn & chinesen

kaum jemand kann sich noch daran erinnern, aber in sierra leone war einmal eine eisenbahn in betrieb. in den anfaengen, im spaeten 19. jahrhundert, noch mit kohle beheizt, wurden einige der dampflokomotiven nach 1950 auf eine oelfeuerung umgeruestet. daneben waren einige dieselloks im einsatz. 1975 wurde der betrieb eingestellt, den grund konnte ich nicht in erfahrung bringen.
im zugmuseum kann man einige dampf- und diesellokomotiven bestaunen, ausserdem gibt es ein paar alte waggons und bilder zu sehen. ganz huebsch, aber nichts grossartiges. die paar arbeiter warten anscheinend seit 9 monaten auf ihren lohn...

gleich neben dem museum ist der guoji trading compound. ich fahre dort jeden tag vorbei und habe mich schon oft gefragt, was sich hinter den mauern verbirgt. als wir dort anklopften, drei studenten aus sierra leone, der tschechischen republik und der schweiz, erwartete ich nicht viel. umso mehr wurde ich von der freundlichkeit ueberrascht, mit der man uns behandelte, als wir die richtigen leute (die chinesen) erreichten. wir wurden auf dem gelaende herumgefuehrt, durften in die verschiedenen firmen hineinschauen. es werden maschinen vorallem fuer den landwirtschaftlichen gebrauch gefertigt (einzelteile natuerlich aus china importiert), fenster, matratzen und emulsionsfarben hergestellt, ziegel und platten gegossen, autos gespritzt und mehr. richtig geschaeftig also, im chinesischen stil.
einige der dort arbeitenden chinesen sprechen kein wort englisch. immerhin konnte ich mich mit meinem rapid schwindenden wortschatz ein wenig verstaendigen. mit ein wenig glueck werde ich sogar bald wieder chinesisch ueben koennen. das management von guoji organisiert mir vielleicht ein woerterbuch...

auf dem rueckweg wurden wir durch einen kleinen unfall etwa 30 minuten aufgehalten. ein poda-poda streifte in den viel zu schmalen strassen unseren bus, danach mussten wir auf die polizei warten. alle leute im bus haben sich lautstark fuer unseren busfahrer ausgesprochen und den fahrer des poda-poda beschimpft. ich war froh, den groebsten teil des regens im bus erleben zu koennen. witzig war ausserdem noch, dass die ersten polizisten ruhig weiter ihres wegs gingen. das sei nicht ihr job, sie haetten nichts mit verkehrsunfaellen zu tun...

spaeter, im zentrum von freetown, gerieten wir in einen umzug einer kirche. laute musik und tanz (nicht ganz so farbenfroh wie die street parade, aber immerhin...), viele flyer (heilungssalbe, geweihte tropfen, wundergeschichten) und als tuepfelchen auf dem i das versprechen der erloesung hinter dem gefaengnis.

27.6.07

virenjagd

kammerjaeger colin. einen ganzen tag hat mich dieses miststueck von einem wurm gekostet. keine ahnung, wie lange er sich schon auf dem computer umtrieb, aber ich verstehe jetzt, weshalb ihn bisher noch keiner loeschen konnte. ein richtig aggressives teil: wenn ich nur schon informationen darueber im internet suchte, startete er den computer neu. genau so, wenn ich irgendwelche fuer den wurm gefaehrliche programme herunterladen oder starten wollte... eine trickreiche trial-and-error-arbeit, solches ungeziefer zu tilgen.

jetzt ist der computer sauber. saidu wird sich freuen, wenn er endlich wieder ungestoert arbeiten kann. und ich traue mich erst jetzt, meine kamera an diesen computer anzuhaengen... es gibt einige neue bilder zu sehen.
ausserdem ist es noch immer erlaubt, hier kommentare abzugeben...

25.6.07

abadiabadiabadi

genau so toent es meist in den strassen von freetown: "abadiabadiabadiabadi!", "lomlomlomlomlom!", "istapolistapolistapolis!", "sakulasakulasakularod!", "pisetsetsetsetpisetsetset!"

auf gut englisch bedeutet das: aberdeen, lumley, eastern police, circular road und pz. es gibt natuerlich noch viele mehr, aber bei den oben genannten weiss ich inzwischen wenigstens, in welche richtung das poda-poda faehrt. zu beginn bin ich einfach mal eingestiegen und habe gespannt darauf gewartet, wohin ich diesmal wohl fahre...

es nachmittags nach fuenf, ich sitze am pc meines unmittelbaren chefs, der diese woche aber nicht in der brauerei ist. der pc, an dem ich den tag ueber arbeite, ist noch immer ohne verbindung...
um 3 hielt ich eine trainingslektion mit den arbeitern der abfuellhalle. die praesentation wollte ich schon am freitag halten; war am freitag abend auch ziemlich genervt, weil die kommunikation hier zum teil nicht funktioniert und ich den ganzen freitag nachmittag nur wartete. wie auch immer, jetzt konnte ich den arbeitern mein neues system praesentieren, ab morgen (oder teilweise schon heute abend) wird danach gearbeitet. das schoene ist, dass sie auch wirklich motiviert sind, den neuen arbeitsablauf bis ende woche (bevor der chef zurueck ist...) in den griff zu bekommen.

zu guter letzt: wenn man hier manche saetze mehrmals lesen muss, ist das nur normal. wenn ich mich nicht taeusche, habe ich wieder zu meinem zu chaotischen schreibstil zurueckgefunden... ausser weiter schreiben kann ich mich nur entschuldigen. sorry.

23.6.07

was lange waehrt...

es ist samstag nachmittag, ich sitze mal wieder im internet-cafe. gestern hatten einige computer in der brauerei eine internetverbindung, jedoch nicht derjenige, den ich benutzen kann. wie dem auch sei, ich hatte gestern meinen usb-stick dabei, also kann ich jetzt endlich das schon lange geschriebene posting hochladen. man verzeihe, wenn ich jetzt nicht mehr den ganzen text durchgehe und die zeitangaben anpasse. ich kopiere den text einfach unveraendert hier rein. 'seit donnerstag' heisst inzwischen natuerlich 'seit donnerstag letzter woche'...

***

das letzte posting sollte eigentlich am donnerstag hier erscheinen, wurde jedoch von der fehlenden internetverbindung erfolgreich verhindert. jetzt will ich den schon geschriebenen text auch nicht mehr hochladen, ich schreibe lieber was neues.

seit donnerstag abend bin ich nicht mehr der einzige iaeste-student in sierra leone. alzbeta aus der tschechischen republik studiert chemie und lebensmitteltechnologie, wollte zuerst wie ich zur brauerei, ist jetzt aber bei ramsy, einem privaten medizinischen testlabor. wahrscheinlich ist es sogar das mit abstand beste labor im lande...

am freitag habe ich einen tag frei genommen (was ich im moment auch ohne weiteres machen kann, ich beginne jeweils um 7uhr und arbeite bis 5 nachmittags, manchmal auch laenger), um zuerst bei james zu fruehstuecken (reis & fisch) und danach mit ihm, alzbeta und francis (ein weiterer student von hier, der mit iaeste ins ausland gehen wird) in die stadt zu gehen. zuerst ins immigration office (in der schweiz erhielt ich mein bei weitem teuerstes visum vom 15. mai bis 14. september. am flughafen erhielt ich den stempel fuer genau einen monat, bis am 22. juni...), wo sie mir sagten, dass ich am 22. wieder kommen soll. vorher koennen sie mein visum nicht verlaengern... dasselbe bei alzbeta, es hilft weder gutes noch boeses reden.
spaeter ging es zu ramsy, am nachmittag zur uni auf dem mount aureol. das fourah bay college ist die aelteste universitaet westafrikas (dieses jahr 180 jahre), was man hier und da auch ohne weiteres sieht. einige gebaeude waren schon abgeschlossen, weil es freitag nachmittag war, andere konnten wir ohne weiteres betreten. das labor der biologischen abteilung erinnert an ein naturkundschaftliches museum, in mayonnaiseglaesern koennen eingelegte makrelen und oktopusse bestaunt werden...

nach einem abendessen bei james (reis & fisch), einer dusche (am mittwoch gab es einen groesseren rohrbruch irgendwo in der gegend von congo cross und der stadtteil war mal wieder ohne wasser bis freitag nachmittag) und ein wenig erholung machten wir uns nach 10 auf den weg zu paddy's. das heisst, eigentlich um 11, nachdem james zuerst eine halbe stunde etwas zum anziehen suchen musste. aus purem zufall (gesagt hat mir das niemand...) war an jenem tag genau der zweite 'paddy's memorial day', wie von paddy in seinem testament gewuenscht vom management von paddy's und der sierra leone brewery organisiert. das ganze management der brauerei war dort; alzbeta schaute mich schraeg an, da ich so viele leute kannte... live band, ein paar bier (viele fuer james), billard und disco. gegen 3 uhr zuhause, nach einem gelungenen abend.

james hat fuer iaeste ein apartement am congo river gemietet. zur zeit wird dieses noch moebliert, sollte anfangs juli aber fertig sein, wenn die weiteren studenten hier ankommen. ich habe dieses haus am freitag gesehen; ich will nicht dort wohnen. es ist halbwegs in den slums, am fluss mit vielen moskitos, ohne zaun (bei mr. momoh wohne ich hinter einer betonmauer mit glassplitter und stacheldraht) und mit schwach vergitterten fenstern. wirklich sicher fuehlen wuerde ich mich dort nicht, und meine wertsachen wuerde ich auf keinen fall dort lassen.
alzbeta wohnt zumindest fuer die naechsten zwei wochen bei einer familie zwei strassen vom technical drive entfernt. sie hat dort ein wirklich schoenes zimmer, am abend dank eines generators sogar elektrizitaet. ich hoffe fuer sie, dass sie dort laenger bleiben kann und nicht in den slum ziehen muss. genau so hoffe ich, dass ich bei mr. momoh bleiben kann...

am samstag ging's wieder nach lakka, erholung pur nach einer anstrengenden woche in der stadt. am sonntag zu fuss den weg ins stadtzentrum zu ramsy, damit alzbeta den weg auch alleine finden kann, danach mit dem poda-poda nach aberdeen.wo wir nach einem ginger ale in einem hotel auf dem rueckweg gehoerig verregnet wurden. der regen hat uns eiskalt ueberrascht und wir mussten zusammen mit ein paar anderen leuten im eingang einer primarschule zuflucht suchen. spaeter gab's bei james etwas zu essen (reis & pasta & fisch).

19.6.07

gekappte verbindung

eigentlich haette ja schon am letzten donnerstag ein neues posting hier erscheinen sollen. es fristet zur zeit in form eines textfiles in der brauerei ein unbeachtetes dasein. gestern wollte ich diesen text dann doch nicht mehr aufschalten, und habe etwas komplett anderes geschrieben. sobald die internetverbindung in der brauerei wieder vorhanden ist, werde ich dieses posting hier reinstellen.
genau. seit donnerstag ist die brauerei ohne internet. seit gestern morgen zudem auch ohne einen der boiler...
dafuer bin ich seit donnerstag abend nicht mehr der einzige iaeste-student in sierra leone. doch davon habe ich gestern schon geschrieben, also kann man hier mit etwas glueck morgen darueber lesen.
und fuer jene, die es nicht schon selbst erraten haben: ich sitze das erste mal hier in einem internetcafe. ich schaetze mich gluecklich, dass ich in der brauerei normalerweise ohne gebuehren hier schreiben darf.
ich bin zur zeit ziemlich muede. in den letzten tagen habe ich jeweils um 7uhr mit der arbeit begonnen und meist mit nur einer halben stunde mittagspause erst nach 5 aufgehoert. heute bin ich um halb fuenf gegangen... es braucht aber doch ewigs lange, bis ich zurueck bin. nur schon bis pz (siehe karte) vergeht auf dem rueckweg fast eine stunde, und wie man sehen kann bin ich dann noch lange nicht zuhause.

11.6.07

beaches

ich habe voellig vergessen, wie schoen es ist, am meer zu sitzen und sich in dessen lauten stille zu verlieren. die brandung, dieses rauschen der brechenden wellen, als wohltuender geraeuschteppich staendig im hintergrund. die sanfte rundung des horizonts, diese weite und offenheit, diese freiheit vor augen. der etwas klebrige und warme geruch von salzwasser; der wind, der angenehm ueber die haut streicht. der schatten einer kokospalme, der die brennende sonne ertraeglich macht. ruhe. freiheit. meditation.

am samstag war ich einige zeit an der lumley beach. ich bin den ganzen strand entlang gegangen, habe zwischendurch gelesen, und auch gezeichnet. fuer mich etwas voellig neues... ich hatte das gefuehl, dass es mit der digitalkamera zu einfach sei, einigermassen gute bilder auzunehmen: kamera aus der tasche, einschalten, klick, ausschalten. nichts persoenliches, kein einbringen des selbst in das bild, kein dialog mit der umgebung. also habe ich letzte woche einen bleistift gekauft, mich am strand hingesetzt und angefangen zu zeichnen. ich glaube, es muss etwa 10 jahre her sein, seit ich das letzte mal etwas gezeichnet habe. in der schule, weil ich musste... es hat mir spass gemacht, und ich bin mit dem ergebnis auch ganz zufrieden.
am sonntag fur ich per poda-poda nach lakka. eine katastrophale strasse, und ein lauschiges doerfchen mit einem wunderschoenen strand. der richtige ort, um die seele baumeln zu lassen und entspannen zu koennen. ich bin sicher nicht das letzte mal dort gewesen...

8.6.07

die strasse ist der fluss ist die strasse

heute morgen wurde ich um halb 6 vom regen geweckt. ich finde es erstaunlich, wie schnell ich wach war und aufgestanden bin, um die fenster zu schliessen und den regen aus meinem zimmer auszusperren. aber ein verregnetes bett ist ja auch nicht jedermanns sache...
spaeter, als ich aus dem haus ging, war es nicht mehr ein tropensturm, sondern nur noch ein normaler regen. ich wurde dementsprechend etwas weniger nass, waehrend ich auf saidu wartete. rund um mich herum floss das wasser in stroemen die strassen hinunter, erhoehungen in der strasse tauchten wie kleine inseln aus beton inmitten des flusses auf.
die fahrt zur brauerei ging flott vonstatten, der uebliche morgenstau war inexistent. anstatt langsame poda-podas und handkarren mussten heute morgen lediglich schuttablagerungen und sonstiger angeschwemmter geruempel umkurvt werden. dann und wann sah man ein taxi, dessen fahrer den regen verpennt oder einfach zu spaet reagiert hatte, unbeweglich in einem see stehen...



6.6.07

gedankenfragmente

von dieser woche an bin ich in der abfuellhalle. die ist neu, auf dem aktuellen stand der technik und dementsprechend leistungsfaehig. trotzdem gibt es in der handhabung und wartung der maschinen einiges zu optimieren. meine aufgabe ist es, ein projekt weiterzufuehren, das die aufstartzeit jeden morgen um eine stunde verkuerzen soll. ich habe also einiges zu tun und bin im moment vollauf damit beschaeftigt, einen stapel handbuecher zu lesen.


jeder, der es sich irgendwie leisten kann, besitzt ein mobiltelefon. jeder. und alle paar meter steht am strassenrand eine kleine huette einer der rivalisierenden mobiltelefonanbieter, wo man neue credits zum telefonieren kaufen oder den akku aufladen kann. telefonieren kann man von dort aus natuerlich auch, wenn man einer der ungluecklichen ohne handy ist.

am samstag hatte ich ein erlebnis, auf das ich getrost haette verzichten koennen. auf dem weg zum chimpanzee sanctuary, auf der engen strasse, die den berg hoch fuehrt, vielleicht 400m unterhalb des sanctuarys, begegneten mustafa und ich einem taxi. es war am strassenrand geparkt, der fahrer stand daneben. ich war zwar ein wenig verwundert, an dieser stelle ein taxi zu sehen, habe mir darueber aber nicht weiter gedanken gemacht.
auf dem rueckweg, vielleicht 1.5 stunden spaeter, lag an dieser stelle ein mann mitten auf der strasse. nackt und in einer blutlache. er lebte noch, hob den kopf als er uns bemerkte und bat um hilfe. mustafa fuerchtete eine falle und wollte zum sanctuary zurueckgehen um erstmal dort hilfe zu holen, jedoch kam gleich darauf ein jeep mit tierpflegern die strasse hoch, wir konnten uns also unbesorgt naehern.
es war der taxifahrer, den wir schon vorher angetroffen hatten. er sagte, er sei gechartert worden, haette an dieser stelle gewartet und sei dann im taxi eingeschlafen. der andere habe ihn im schlaf abgestochen, ausgezogen, ausgeraubt und sei mit dem taxi davon. von naeherem sah ich, dass seine gedaerme zum teil auf der strasse lagen...
die tierpfleger liessen ihn liegen, aus angst, fingerabdruecke zu hinterlassen. sie fuhren jedoch mit uns zum naechsten polizeiposten, wo aber kein polizist anzutreffen war. da auch mustafa nicht scharf darauf war, stundenlang von der polizei ausgefragt zu werden, verliessen wir den ort und gingen nach hause. die fortsetzung der geschichte kenne ich nicht, ich weiss auch nicht, ob der arme kerl die sache ueberlebt hat.

das wurde jetzt doch ein laengerer abschnitt, aber ich musste diese geschichte jetzt einfach loswerden. ich hoffe schwer, dass ich sowas nicht noch einmal erleben muss.

wasser gibt es inzwischen wieder, sowohl aus dem hahn wie auch von oben. allerdings vermag der aktuelle regen die temperatur nicht zu druecken, es ist heiss und schwuel.

4.6.07

schimpansen und fussball

schimpansen als haustiere zu halten ist in sierra leone verboten. trotzdem werden junge schimpansen oft in einem dorf oder sogar in der stadt gehalten. die jungtiere sind niedlich, intelligent und lernen auch von uns menschen. von den westafrikanischen schimpansen weiss man, dass sie eine vielzahl von werkzeugen benutzen und manchmal sogar aufrecht gehen. ihre lebensspanne deckt sich fast mit der des menschen, mit ungefaehr 15 jahren sind sie ausgewachsen. und genau darin liegt auch das problem mit den als haustieren gehaltenen schimpansen, abgesehen davon, dass viele tiere auch gequaelt werden (alkohol, zigaretten...). ein ausgewachsener schimpanse ist ein mehrfaches kraeftiger als ein mensch, wird also zur gefahr. die meisten dieser affen werden ausgesetzt, finden sich aber einerseits in der wildnis nicht zurecht und sind andererseits aufgrund der gewohnten naehe zu menschen eine gefahr in besiedelten gebieten.
das tacugama chimpanzee sanctuary wurde vor ungefaehr 15 jahren gegruendet, mit dem ziel, haustierschimpansen in einer gruppe zu resozialisieren und spaeter als familie mit grosser ueberlebenschance in der wildnis auszusetzen.
neue schimpansen werden nach einer dreimonatigen quarantaene langsam in kontakt mit einer bestehenden gruppe gebracht. sobald sie sich daran gewoehnt haben, kommen sie zur gruppe hinzu und gliedern sich in die bestehende hierarchie ein. mit der zeit entsteht so eine familie, mit untergrueppchen und 'besten freunden'...
im moment gibt es zwei gruppen von jungtieren mit je ca. 10 schimpansen, die irgendwann zusammengefuehrt werden sollten, und zwei komplette familien von knapp 30 schimpansen.
die familien leben den tag durch in ungefaehr 8 hektar grossen reservaten im wald und kommen erst am abend zurueck zu den gedeckten staenden. sie erhalten dort ihr futter und es kann beobachtet werden, ob gesundheitlich alles in ordnung ist.
besucher werden bis an den rand der reservate gefuehrt, jedoch moeglichst wenig mit den schimpansen in kontakt gebracht. ziel ist es ja, die schimpansen so gut wie moeglich an den dschungel zu gewoehen und ihre naehe zu den menschen zu brechen.
was ich im chimpanzee sanctuary gesehen habe ist wirklich erfreulich. wenn im ganzen land so gearbeitet wuerde wie dort, stuenden die chancen von sierra leone einiges hoeher...

der sonntag war fuer den fussball reserviert. im spiel sierra leone - togo ging es um die qualifikation fuer den africa's cup naechstes jahr. sierra leone hatte bisher aus 3 spielen einen punkt und musste gewinnen.
anpfiff war um 16.30, paul sollte mich vor 2uhr bei mir zuhause abholen. und er kam nicht und kam nicht... ich hatte mich schon damit abgefunden, dass ich anstatt an den match an den strand gehen werde. eine stunde vor spielbeginn kam er dann doch noch. aber wie es so ist, so knapp vor spielbeginn war das stadion schon voll. wir erhielten zwar noch tickets, mussten schlussendlich aber stehend vom boden aus, unter den tribuenen und hinter gittern, das spiel verfolgen.
hochstehend war die partie nicht. in den ersten paar minuten dominierte togo, dann nahm sierra leone, aufgeputscht von den fans im ueberfuellten stadion, das spiel in die hand. ein paar gute einzelaktionen, ein paar lasche schuesse auf die tore.
in den ersten paar minuten der zweiten halbzeit hatte sierra leone zwei riesige chancen. dann, aus dem nichts, das 0:1 fuer togo. der weitere verlauf des spiels war ein mittelmaessiges geplaenkel mit zwei pfostenschuessen fuer sierra leone. in den letzten 5 minuten des spiels gab es etwa ebenso viele eckstoesse fuer sierra leone, die wie auch alle chancen zuvor jedoch nicht verwertet wurden. das resultat bleibt bei 0:1 fuer togo, sierra leone ist aus der qualifikation ausgeschieden.

heute morgen vernahm ich, dass gestern abend ein helikopter auf dem weg von freetown zum lungi airport in flammen aufging. nebst den 2 piloten kamen 20 passagiere in dem inferno um. es handelt sich dabei um supporter des teams aus togo, darunter auch der sportminister von togo.

1.6.07

uebers essen

ein vegetarier in afrika? - no way!
zum glueck habe ich mich schon zuhause mental darauf vorbereitet, dass ich dann und wann mit ein wenig fisch oder chicken, vielleicht sogar rind oder schwein, in meinem essen leben muss. die realitaet sieht ziemlich aehnlich aus, wenn man davon absieht, dass ich aufgrund der taeglichen uebung schon ganz gut im fische entgraeten bin. bisher habe ich keinen tag ohne reis und fisch erlebt.
das typische essen besteht aus einem teller reis und einer schuessel mit deinem gericht, das man ueber dem reis verteilt. haeufig erhaelt man crin-crin, cassava- oder kartoffelblaetter. die blaetter werden zerstampft und mit viel palmoel und gewuerzen gekocht. dies ergibt eine meist ziemlich scharfe sauce (vorgestern begann sogar meine nase zu laufen...), in der man praktisch immer besagte fleischstuecke oder auch ganze fische findet.
in der brauerei gibt es eine kantine, die zur zeit zwecks renovation geschlossen ist. wie alle angestellten auch erhalte ich fuer diese zeit zusaetzlich zum lohn einen essenszuschuss, bei mir 60'000 leone pro monat. ein koch bringt mir taeglich den lunch, genau wie einem teil des managements. das kostet mich zwar jeden tag 5000 leone, jedoch lerne ich so verschiedenste afrikanische gerichte kennen.
diese woche wurde ich von paul zu seiner freundin eingeladen (die uebrigens auch dem chor angehoert). sie kochte fuer uns foufou mit sour. foufou ist eines der vielen cassava-produkte, eine zaehe und klebrige masse. sour ist ein gruenzeug, das anscheinend mehrfach gekocht wird, weil es zu beginn, eben, sauer ist.

ich wollte heute eigentlich nur uebers essen schreiben, aus aktuellem grund nehme ich aber auch noch wasser hinzu.
im moment geht wahrscheinlich mehr als ein drittel meines lohnes fuer trinkwasser drauf. das hahnenwasser will ich (noch?) nicht riskieren, und einen katadynfilter habe ich bloederweise auch diesmal nicht dabei. die flaschen sind nun einmal nicht guenstig (fast 1 franken pro flasche) und ich trinke viel.
der aktuelle grund ist aber ein anderer: seit ueber 24 stunden ist freetown ohne wasser. gestern nachmittag musste sogar der braubetrieb eingestellt werden, da das wasser fehlte (die reservetanks wurden schon letzte woche geleert). die wasserversorgungsgesellschaft guma valley hat gestern nacht die versorgung gekappt.
am mittwoch wurde ein manager von guma valley von einer gruppe feuerwehrmaenner zu tode gepruegelt. anscheinend wollte die feuerwehr ein loeschfahrzeug mit wasser fuellen, um dieses anschliessend auf den strassen zu verkaufen. logisch, dass guma valley hier nicht mitspielen will. unnoetig, dass es dabei tote geben muss. logisch, dass guma valley konsequenzen zieht und der stadt das wasser abstellt, sagt zumindest tom, der brewhouse manager. er meinte, das waere sogar in nigeria so. (nigeria - sierra leone muss etwa gleich sein wie schweiz - weitunterdurchschnittlichesostblockland, zumindest verstehe ich das so...)

inzwischen kann auch jeder hier kommentare abgeben. ich dachte, ich haette das zu beginn so eingerichtet, wurde aber darauf aufmerksam gemacht, dass dem nicht so war.

happy birthday, mami

30.5.07

ey, white boy!

was ich gestern zu erwaehnen vergass, sind die beiden heineken-berater aus holland. wobei der eine eigentlich ein nigerianer ist (derjenige, der in holland nicht autofahren wollte...) und bis vor 2 monaten ueber 30 jahre bei den nigerian breweries gearbeitet hat. die nigerian breweries sind uebrigens sehr gesund und exportieren im moment ziemlich viel know-how und manpower nach sierra leone, um die brauerei hier am leben zu erhalten.
die beiden waren ueber eine woche hier, und ich war sowohl am freitag als auch am montag an der abschlusssitzung mit dem management dabei. fuer mich war das natuerlich optimal, auf diese weise den aktuellen stand der brauerei und auch die strategie fuer die zukunft zu erfahren. wobei... strategie ist vielleicht ein zu starkes wort, zuerst einmal braucht die brauerei einfach nur glueck. glueck, dass die boiler funktionieren, glueck, dass die arbeiter ihre arbeit einigermassen sauber ausfueren, glueck, dass in holland entschieden wird, der brauerei noch ein paar chancen mehr zu geben...

auch ausserhalb der brauerei bin ich jetzt voll im leben drin. nach einem oder auch zwei bier in der bar geht's zuerst mal mit dem poda-poda ins zentrum. dort koennte ich ein paar ecken weiter fuer weitere 800 leone (einheitspreis) mit einem zweiten poda-poda bis fast vor die tuer fahren. im moment bevorzuge ich es aber, zu fuss irgendeinen weg durch das strassengewirr zu finden, damit ich mir ein zusammenhaengendes bild der stadt machen kann. es dauert zwar jeweils eine gute stunde, bis ich voellig verschwitzt zuhause bin, aber es macht spass.
wenn ich durch die strassen gehe, ernte ich interessierte, neugierige oder auch gelangweilte blicke. ich falle auf, bin aber keine attraktion und werde meist in ruhe gelassen. vorallem aber bin ich kein wandelndes portemonnaie wie in indien.
ab und zu toent es irgendwo her: "ey, white boy!", das ich meist mit einem "ey, black boy!" quittiere. ein garant fuer ein breites grinsen rundherum. manchmal ist es auch ein einfaches "hello, how are you?", auf das je nach lust und laune ein "fine, how are you?" - "fine" oder auch ein richtiges gespraech folgt.

am samstag hat es das erste mal richtig geregnet, der regen am abend muss der heftigste tropenregen sein, den ich je erlebt habe. er vermochte denn auch die hitze zu brechen, sodass die nacht von samstag auf sonntag die bisher einzige war, in der ich nicht mittendrin schweissgebadet aufwachte. ich hoffe seither, dass es bald mal wieder richtig regnet...

bemerkung zum schluss: fuer 40 rappen kriege ich hier 8 mangos. nicht diese trockenen dinger aus der migros, sonder saftige und suesse, mit vollem aroma.

29.5.07

Le wi tok Krio

Le wi tok Krio, chapta wan: Le wi lan Krio.
und wieder mal eine sprache mehr. diesmal wahrscheinlich die einfachste, die ich je zu lernen hatte. krio ist eine art bastard-englisch, das in ganz sierra leone und wahrscheinlich auch westafrika gesprochen wird. jeder moechte mein lehrer sein und mir etwas beibringen: Kuche, aw di bodi? gestern abend habe ich mir ein kleines lehrbuch gekauft, bin halt der lerntypus, der alles auch visuell aufnehmen muss.

mann, es gibt soviel, wovon ich schreiben moechte. soviele neue eindruecke. soviele dinge, von denen ich berichten koennte. damit auch alles verstaendlich bleibt, werde ich wohl in jedem posting nur von einen kleinen teil davon schreiben.

zuerst die brauerei: gestern hat es fuer mich richtig begonnen, ich bin diese woche im brauhaus (es werden hier ganz grob linien gezogen zwischen brauhaus, maschinenhalle und abfuellanlage). der BM (brewhouse manager) hat mir den ganzen prozess von den rohmaterialien bis zum fertigen produkt (es wird hier star brew, guinness und maltina, ein nichtalkoholisches hopfen-malz-caramelgetraenk, gebraut) erklaert. meine aufgabe in den naechsten tagen ist es, den prozess zu beobachten und vorallem auch festzustellen, wo die groessten probleme sind. davon gibt es denn leider auch zuhauf, die brauerei ist (noch) in einem jaemmerlichen zustand.
die brauerei hat den krieg knapp ueberlebt, wurde mehrfach gepluendert und zum teil wurde einrichtung zerstoert. abgesehen von der zu grosszuegig ausgelegten abfuellanlage wurde seit jahrzehnten nichts mehr erneuert. einige tanks muessten ersetzt werden, der maschinenpark (boiler, kompressoren...) bedarf einer generalueberholung. man hat staendig probleme mit der energie, ein neuer generator soll noch dieses jahr installiert werden...

am sonntag wurde ich von paul zum 16. jahrestag des chors der wesleyan methodist church eingeladen. fuer mich war es die erste gospel-kirche, die ich erlebte, und es war dementsprechend interessant. die messe dauerte insgesamt 3.5 stunden, es wurde viel gesungen, getanzt und natuerlich auch gebetet. zwischendurch hat sich der chorleiter persoenlich bei mir als einzigem weissen gast bedankt, zuvor und auch danach kamen immer wieder kinder zu mir, die meine hand halten wollten...
ich habe von diesem anlass auch videos aufgenommen, allerdings habe ich keine ahnung, wie ich 50 megabyte durch diese duenne leitung kriegen soll...

25.5.07

die liebe arbeit

...versteckt sich im moment noch von mir. auf mich vorbereitet war die brauerei nicht, auch wenn ich nicht der erste iaeste-student bin, der hier arbeitet. wenn ich glueck habe, wird ein arbeitsprogramm fuer mich schon heute nachmittag ausgearbeitet sein, wenn nicht spaetestens am montag. zumindest haben mir das inzwischen schon diverse leute versprochen...

aber arbeiten werde ich, deswegen bin ich auch hauptsaechlich hierher gekommen (ein dankeschoen geht an dieser stelle an roger fuer den ersten kommentar). ich werde hier in sierra leone 3 monate lang in der slbl (sierra leone brewery ltd.) mein industriepraktikum absolvieren. das praktikum ist ein fester bestandteil des studiums, allerdings haette ich genau so gut in der schweiz arbeiten koennen. ...gaebe es da nicht das verlangen in mir, immer wieder auszubrechen und aufzubrechen, hinaus in die weite welt.
es ist nur naheliegend, dass ich beides verbinden wollte, und das ist auch der punkt, an dem iaeste ins spiel kommt.iaeste ist die "international association for the exchange of students for technical experience". ein grauenhaft langer name, aber eine wirklich gute sache. ich haette ein auslandspraktikum vielleicht auch selbst organisieren koennen, jedoch waere das speziell in einem land wie sierra leone wenn ueberhaupt moeglich mit sehr vielen muehen verbunden gewesen.
ich habe mich bei iaeste wie das so ueblich ist fuer 5 stellen beworben. nebst sierra leone waren bei mir auch macao, ecuador, china und uzbekistan auf der liste, es haette mich also auch genauso gut in eines dieser laender verschlagen koennen...

wie auch immer, jetzt bin ich in sierra leone gelandet und werde hier bis ende august arbeiten. dass mein arbeitgeber ausgerechnet eine brauerei ist, finde ich gar nicht mal so schlimm :-) im buerogebaeude (koennte mir vielleicht jemand ein paar ae, oe oder ue-puenktchen schicken?) gibt es eine bar fuer das management, die abteilungsleiter, gaeste und auslaendischen studenten...

inzwischen sind auch schon die ersten paar bilder online. nebst den bisher zweien in den beiden vorhergehenden posts sind noch ein paar wenige mehr auf imageshack.us zu finden. wegen der beschraenkten bandbreite lade ich die bilder in niedriger qualitaet hoch, mal sehen, ob ich da noch was aendern kann.

24.5.07

erste impressionen

was mir schon in london aufgefallen ist, sind die laechelnden und lachenden gesichter. wo man hinschaut, die leute haben einen froehlichen gesichtsausdruck und sind zufrieden. und stolz darauf. einer der populaersten songs hier handelt davon, dass sich die sierra leoner immer wieder aufrappeln und lachen koennen, egal welche schmerzen oder schicksalsschlaege sie erleiden mussten...

klar, immer lachen die leute nicht. zum beispiel, wenn es ums feilschen geht: 300'000 leone ist zuviel fuer 100 dollar, 297'000 zuwenig.
man einigt sich auf 299 grands. ziemlich schraeg, mitten im stadtzentrum in einem dichten gewuehl ein dickes buendel geld, wie man es zuvor nur in schlechten krimis gesehen hat, in der hand zu haben.

gefahren wird irgendwie, fuer vortritt sorgen entweder ein grosser kuhfaenger am kuehlergrill oder eine laute hupe. manchmal sogar trainierte stimmbaender.
ich habe gestern mit jemandem gesprochen, der vor zwei monaten das erste mal in holland war. er fragte mich, ob ich auto fahren koenne. "koennen schon, aber im moment will ich hier noch nicht fahren..." er meinte, bei ihm sei es genau gleich gewesen. "ueberall ist der boden vollgemalt! fahre hier durch, biege dort ab, hier darfst du nicht weiterfahren!" so koenne er doch nicht fahren, da blicke er doch nicht durch im strassenverkehr. das chaos von afrika sei er sich gewohnt, und hier fuehle er sich wohl im auto...

die brauerei ist ganz im osten von freetown, praktisch schon ausserhalb der stadt. mein zimmer ist im westen, in der naehe des einzigen stadions sierra leones. mit dem poda-poda (sammeltaxi) dauert die reise bei normalem stau etwa eine stunde. da im moment aber weder die verantwortlichen von iaeste noch diejenigen der brauerei gewillt sind, mich alleine mit den poda-podas fahren zu lassen, wird jedesmal ein transport fuer mich organisiert. heute morgen musste ich um 6.15 an der strasse bereitstehen, dafuer war ich dann auch schon nach 20min fahrt in der brauerei. eigentlich gar kein schlechter deal...

Initiation to Africa

So, da sitze ich jetzt also in der Brauerei von Freetown vor einem Computer, habe es nach zaehem Ringen mit der langsamen Verbindung endlich geschafft, den Blog aufzusetzen, und sollte jetzt irgendwas ueber Afrika schreiben.


Da waehrend ich den letzten Absatz schrieb die Chefin des Wachpersonals zur Tuere reinkam und mir sagte, dass ich mein Morgenessen in der Bar abholen koenne, mache ich es kurz.

1. Tag: Zuerich - London wie geplant, ein laengerer Aufenthalt im Heathrow Airport. Um 13.30 sollte das Flugzeug richtung Dakar-Freetown abheben, um 15.00 ist es dann soweit (British Airways, nicht etwa eine Afrikanische Fluglinie...). Weil der Most aufgrund starken Gegenwindes nicht bis Dakar reicht ein Zwischenstopp zum Auftanken in Malaga, mit nochmals knapp zwei Stunden Verspaetung. Kurz nach Mitternacht landen wir im Lungi International Airport.
Paul und Mustapha von IAESTE Sierra Leone warten am Flughafen schon auf mich, allerdings ist aufgrund der fortgeschrittenen Stunde die Faehre nach Freetown nicht mehr in Betrieb. Damit ich nicht im Jeep uebernachten muss, organisiert Paul ein Bett in einer der kleinen Huetten in der Naehe der Faehre fuer mich. Zu viel mehr Schlaf verhilft mir auch das nicht: Es ist heiss, ich schwitze, nebenan saegt einer munter drauflos und schon bald verwehrt mir auch noch der Muezzin den Schlaf.