27.7.07

frische erdnuesse

nicht gerade mangos oder mit sonstigen fruechten zu vergleichen, aber trotzdem liebe ich sie: die gekochten erdnuesse. viel, viel besser als die geroesteten, die in der schweiz erhaeltlich sind. verkauft werden sie ueberall, an jeder strassenecke. fuer 1 oder 2 bloc, groessere portionen auch fuer 5 bloc, also 20 rappen...

letzten sonntag konnten wir uebrigens eine weitere lokale spezialitaet ausprobieren: den palmwein. ein wahrhaft grauenhaftes getraenk. vielleicht muss man sich auch einfach an den geschmack gewoehnen, aber auch dann ist der fusel noch sauer. aber immerhin, billig ist er. bei rund 15 rappen pro liter duerfte man eigentlich nicht klagen.

das auto koennen wir jetzt definitiv nicht benutzen. ziemlich aergerlich... wahrscheinlich werden wir dieses wochenende trotzdem in den sueden nach bo fahren, halt einfach etwas unbequem mit den 'oeffentlichen verkehrsmitteln'. wie wir vor ort herumkommen sollen, weiss ich allerdings nicht.

24.7.07

opoto opoto

schreibblockade. etwas anderes kann es nicht sein. es gibt genug, worueber ich schreiben koennte, genug ereignisse und eindruecke ueber die zu berichten lohnend ist. trotzdem, ich habe muehe irgendwas in diese tastatur zu tippen...

ein iaeste-praktikum beschraenkt sich ja nicht nur auf die arbeit. die idee hinter einem solchen praktikum ist, dass die austauschstudenten auch moeglichst viel von der kultur und dem leben im land mitkriegen. von da her kann ich mich ueberhaupt nicht beklagen. mir gefaellt das land, ich erfahre die kultur, sehe wie sich das leben in den strassen abspielt und verbringe eine gute zeit hier in sierra leone. ich weiss auch, dass ich auch in zukunft gerne an diese zeit hier zurueckdenken werde.
dennoch...
seit ich hier bin wurde mir versprochen, dass es ausfluege in die provinzen geben wird. "wenn die anderen studenten angekommen sind, im juli." seit wochen werde ich hingehalten... es ist wohl etwas, an das ich mich nie gewoehnen werden kann: hier werden versprechen gemacht, auch wenn keinerlei aussicht darauf besteht, dass sie je eingehalten werden koennen. man redet lieber stundenlang (und ich meine stundenlang!) um den brei rum, als direkt auf den punkt zu kommen und ehrlich zu sagen, was man sagen will. es kann wirklich muehsam sein...

letztes wochenende haette es in die suedlichen provinzen nach bo und kenema gehen sollen. aber ohne auto keine reise... mit sehr viel glueck sehen wir vielleicht das naechste wochenende etwas mehr vom land.
damit wir doch wenigstens mal von der freetown-halbinsel weg kommen, wurde fuer sonntag ein ausflug nach bunce island organisiert. bunce island ist eine winzige insel nordoestlich von freetown, ein frueheres handelszentrum fuer sklaven- und kolonialwarenhaendler.
von freetown aus fuhren wir per pampa via tagrin (wo die faehre richtung flughafen haelt) nach pepel. pepel ist ein dorf in mitten von mangrovensuempfen, und war bis vor 30 jahren der hafen/umschlagplatz fuer eisen- und aluminiumerz in sierra leone. nachdem der hafen geschlossen wurde, versank pepel nahezu in die bedeutungslosigkeit. der reaktion der kinder im ort nach zu schliessen kommen dort auf jeden fall nicht viele weisse leute vorbei. 'opoto opoto' allenthalben... bedeutet mal wieder so viel wie 'white man, white man'. auch wenn wir kamen, um zu sehen, waren wir selbst die grosse attraktion des tages.
von pepel aus wurden wir fuer 5000 leones pro person mit einem kanu zur nahen bunce insel gepaddelt. die insel ist als erstes nationales monument von sierra leone geschuetzt, man findet darauf die ruinen des ehemaligen forts, ein paar britische kanonen und ein paar graeber von sklavenhaendlern und -kapitaenen.
auf dem weg zurueck sollten wir fuer die pampa von pepel nach tagrin 250'000 leones zahlen. mal abgesehen davon, dass das hier schon ein guter monatslohn ist, hatten wir zu sechst nicht mal annaehernd so viel geld bei uns. es blieb uns nichts anderes uebrig, als ein paar motorraeder (eine fuer autos passierbare strasse gibt es dort nicht, die erze wurden frueher per eisenbahn befoerdert) zu chartern. auch wenn es einige unannehmlichkeiten und einen weg von knapp 50 kilometern mit sich brachte, es war die sache wert! wir hatten zwar nicht mehr viel tageslicht und mussten schon bald im dunkeln fahren, aber wir sahen trotzdem wenigstens ein bisschen etwas von den noerdlichen provinzen.
beim absteigen allerdings habe ich mir mein bein am ungeschuetzten auspuff verbrannt. es ist die schlimmste brandwunde, die ich je hatte, und wahrscheinlich werde ich an meiner wade eine narbe davontragen. aber immerhin hat die brauerei eine eigene kleine klinik, wo ich gut behandelt werde. ich hoffe jetzt einfach, dass die wunde moeglichst schnell heilt.
als wir am sonntag abend dann endlich in tagrin ankamen, war die letzte faehre schon weg. zudem erlaubte die polizei keine pampas oder schnellboote mehr, sodass wir ueber nacht in tagrin bleiben mussten. wir arrangierten einen preis von 10'000 leones fuer zwei zimmer, durch zufall war es genau dasselbe zimmer und bett, in dem ich auch meine erste nacht in sierra leone verbrachte.
morgens um acht dann mit der ersten faehre zurueck nach freetown, wo ich zuerst direkt in die brauerei ging, um mich verarzten zu lassen, bevor ich mich fuer den rest des tages abmeldete und mich zuhause ausruhte.

13.7.07

bmt

die offizielle zeit hier ist soweit ich weiss gmt+0, also dieselbe wie in england. in wirklichkeit sind wir aber eine stunde dahinter, somit also zwei stunden differenz zum europaeischen festland. im alltag wird die zeit jedoch nicht in gmt, sondern in bmt gemessen. das kann zum teil anoeden, unter umstaenden aber auch zu ganz interessanten erlebnissen fuehren. bmt bedeutet soviel wie 'black man time'.

letzten freitag konnte ich die bmt richtig schoen erfahren, als wir steven am flughafen abholten. um zum flughafen in lungi zu gelangen, muss man die faehre von kissy (stadtteil von freetown) nach tagrin nehmen. bis vor kurzem war auch noch der helikoptertransport moeglich, nach dem inferno vor ein paar wochen bleiben die helis jedoch auf dem boden. ueber eine stunde habe ich am kissy terminal auf die beiden anderen studenten gewartet, die mit mir an den flughafen kamen. als sie dann endlich auftauchten, war die faehre schon eine weile weg... im moment ist nur eine von zwei faehren in betrieb, wir konnten nicht auf ihre rueckkehr warten.
die alternative war eine pampa. dies ist ein holzboot, lang und schmal und wackelig, das wohl gegen die 80 leute aufs mal transportiert. die beiden studenten hatten richtig angst davor, und auch den meisten leuten im boot war es nicht wohl. ich hatte meinen spass an der sache, bin einerseits an boote gewoehnt und kann im gegensatz zu den meisten afrikanern schwimmen.
unterwegs begegneten wir einer weiteren stehengebliebenen pampa in gegenrichtung. die schifffuehrer hatten zuwenig benzin dabei und mussten von unserem boot borgen. war witzig, wie sich die leute im boot alle aufgeregt hatten... am anderen ufer schlussendlich wurden wir alle an land getragen, fotos davon gibt's spaeter...

12.7.07

mangosaison ade

die mangosaison ist definitiv vorbei. mangos sind zwar noch immer erhaeltlich, man bezahlt aber wesentlich mehr fuer weniger suesse fruechte... schade. ab und zu gibt es aber immer noch mango fuer mich, oder auch ananas oder papaya. die sind zwar auch nicht gerade guenstig, aber den preis allemal wert :-)

james ist so grosszuegig, uns ein auto fuer die ausfluege in die provinzen zur verfuegung zu stellen. zur zeit steht der 4wd-isuzu noch irgendwo am hafen rum, aber ich hoffe schwer, dass wir das auto schon dieses wochenende benuetzen koennen. ich bin nun schon ueber 1.5 monaten hier und habe noch immer nicht viel von der freetown-halbinsel, geschweige denn dem festland gesehen.

11.7.07

parteisache

mann, es dauert ewig, bis hier eine seite geladen ist (wenn sie denn ueberhaupt laedt, meist meldet der proxy einen timeout). ich hoffe jetzt einfach, dass ich das, was ich jetzt schreibe, auch raufladen kann...

seit montag sind wir vier studenten hier in sierra leone. nebst der schweiz und der tschechischen republik sind jetzt mit steve und matej auch noch schottland und slovenien vertreten. das wochenende habe ich mehr oder weniger mit steve verbracht (unter anderem holperpiste nach lakka -> er arbeitet bei der 'sierra leone roads authorities'), matej habe ich gestern abend kennengelernt. zwei tolle typen, wir werden eine menge spass haben in den kommenden wochen...

die arbeit geht voran, diese woche ist jeden tag ein intensivtraining fuer die fuellanlage mit den arbeitern angesagt, die naechste woche ebenso fuer die zweite schicht. diese woche war bisher onehin sehr erfolgreich... mal wieder ein paar viren gejagt; heute angefangen, die bude auszumisten und zu reinigen (das heisst, ich gebe die kommandos), ausserdem mit einem neuen pojekt (ettikettiermaschine, mehr infos kommen spaeter) begonnen.

das live earth konzert wurde abgesagt, weil die parteien zur zeit die strassen erfolgreich verstopfen. diese partei hier, jene da, und in genau einem monat wird es hoch her gehen. ich hoffe einfach mal, dass es in unserem quartier ruhig bleiben wird; arbeiten werde ich am tag der wahl wohl kaum. heute sind die strassen uebrigens rot... mal sehen, wie lange ich fuer den heimweg brauche.

4.7.07

live earth house party

bei der arbeit bin ich mein projekt (die aufstartzeit des fuellers zu reduzieren und die arbeit zu optimieren) langsam aber sicher am abschliessen. ich frage schon die ganze woche herum, was ich als naechstes machen kann... ein paar optionen scheinen da zu sein.

ein paar leser haben vielleicht schon den banner ganz unten gesehen. irgendwo haengt auch noch ein zweites logo, mit dem direkten link zu avaaz.org. da mir diese organisation wichtig genug ist, kommt nun noch ein link in der liste dazu.
am samstag, 7. juli, finden die live earth concerts statt. nebst den offiziellen konzerten werden weltweit auch viele weitere parties organisiert, so auch eine in freetown. womit mein programm fuer samstag feststeht.
uebrigens: allein in der deutschschweiz finden 5 live earth parties statt. also nichts wie hin...

neue fotos gibt's, sobald ich wieder eine anstaendige verbindung zur verfuegung habe.

2.7.07

eisenbahn & chinesen

kaum jemand kann sich noch daran erinnern, aber in sierra leone war einmal eine eisenbahn in betrieb. in den anfaengen, im spaeten 19. jahrhundert, noch mit kohle beheizt, wurden einige der dampflokomotiven nach 1950 auf eine oelfeuerung umgeruestet. daneben waren einige dieselloks im einsatz. 1975 wurde der betrieb eingestellt, den grund konnte ich nicht in erfahrung bringen.
im zugmuseum kann man einige dampf- und diesellokomotiven bestaunen, ausserdem gibt es ein paar alte waggons und bilder zu sehen. ganz huebsch, aber nichts grossartiges. die paar arbeiter warten anscheinend seit 9 monaten auf ihren lohn...

gleich neben dem museum ist der guoji trading compound. ich fahre dort jeden tag vorbei und habe mich schon oft gefragt, was sich hinter den mauern verbirgt. als wir dort anklopften, drei studenten aus sierra leone, der tschechischen republik und der schweiz, erwartete ich nicht viel. umso mehr wurde ich von der freundlichkeit ueberrascht, mit der man uns behandelte, als wir die richtigen leute (die chinesen) erreichten. wir wurden auf dem gelaende herumgefuehrt, durften in die verschiedenen firmen hineinschauen. es werden maschinen vorallem fuer den landwirtschaftlichen gebrauch gefertigt (einzelteile natuerlich aus china importiert), fenster, matratzen und emulsionsfarben hergestellt, ziegel und platten gegossen, autos gespritzt und mehr. richtig geschaeftig also, im chinesischen stil.
einige der dort arbeitenden chinesen sprechen kein wort englisch. immerhin konnte ich mich mit meinem rapid schwindenden wortschatz ein wenig verstaendigen. mit ein wenig glueck werde ich sogar bald wieder chinesisch ueben koennen. das management von guoji organisiert mir vielleicht ein woerterbuch...

auf dem rueckweg wurden wir durch einen kleinen unfall etwa 30 minuten aufgehalten. ein poda-poda streifte in den viel zu schmalen strassen unseren bus, danach mussten wir auf die polizei warten. alle leute im bus haben sich lautstark fuer unseren busfahrer ausgesprochen und den fahrer des poda-poda beschimpft. ich war froh, den groebsten teil des regens im bus erleben zu koennen. witzig war ausserdem noch, dass die ersten polizisten ruhig weiter ihres wegs gingen. das sei nicht ihr job, sie haetten nichts mit verkehrsunfaellen zu tun...

spaeter, im zentrum von freetown, gerieten wir in einen umzug einer kirche. laute musik und tanz (nicht ganz so farbenfroh wie die street parade, aber immerhin...), viele flyer (heilungssalbe, geweihte tropfen, wundergeschichten) und als tuepfelchen auf dem i das versprechen der erloesung hinter dem gefaengnis.